Eine Artikelserie zur Geschichte des WYC von Volker Göbner
Erschienen in der Schwäbischen Zeitung (am 12.01.2011)

Teil 2 : 1918-1935

Der erste Weltkrieg hatte das rasante Wachstum des 1911 gegründeten Königlich Württembergischen Yacht-Club abrupt gebremst. Der Hafen wurde der Bodensee-Flotille, einer Grenztruppe, zur Verfügung gestellt, einige der führenden KWYC-Mitglieder versahen auch hier ihren Militärdienst.

Mit dem Kriegsende kam auch die Revolution, die König Wilhelm zum Rückzug von seinem Thron zwang. Entsprechend legte er das Amt des Kommodore des KWYC offiziell nieder, wurde aber noch als Ehrenmitglied geführt und entsprechend respektiert. Der Initiator des Yacht-Clubs starb am 2. Oktober 1921.

Im Laufe der Zeit, aber auch durch die schweren Motorboote beschleunigt, versandete die Zufahrtsrinne zum Hafen und musste 1919 erst einmal ausgebaggert werden. Vor allem die Beschaffung des Brennstoffs für den Bagger bereitete Schwierigkeiten. Danach konnte der Segelbetrieb wieder aufgenommen werden, da von den im Krieg beschlagnahmten Ausrüstungsteilen (Bleikiele und Segel) kaum etwas verschwunden war. Die erste Bodenseewoche nach dem Krieg hatte ihren Auftakt im August 1920 in Friedrichshafen. Der KWYC zählte bereits wieder 358 Mitglieder!

Mitten in der Inflation unternahmen 1923 vier Segler vom Bodensee, darunter mit Franz Plunder und dem KWYC-Segelmeister Joseph Ledergerber zwei Mitglieder des KWYC, eine abenteuerliche Fahrt. Mit der von Bootsbauer Plunder in Bregenz selbst gebauten 14 Meter langen Yacht „Sowitasgoht V“ wollten sie den Atlantik überqueren. „Seht sie euch noch mal genau an, die versaufen ja sowieso“, sagte eine Frau beim Stapellauf in Bregenz, den an Ostern 1923 unvorstellbare 12.000 Menschen sehen wollten. Doch Plunder und seine Mitsegler starteten Ende Juni in Hamburg und kamen tatsächlich nach 61 Tagen auf See in New York an, wo sie gefeierte Helden waren. Zum ersten Mal war mit einer solchen Nussschale eine Atlantiküberquerung gelungen.

In der Heimat gerieten sie dagegen schnell in Vergessenheit. Hier stand mit der gewaltigen Inflation ein ganz anderes Problem an. 1925 erwarb der KWYC die große Halle der Dornier-Flugwerft in Seemoos als Winterlagerhalle und pachtete das Areal vom Haus Württemberg.

15 Jahre dauerte die Präsidentschaft des ersten Vorsitzenden, ehe Carl Freiherr von Gemmingen-Guttenberg die Führung des KWYC 1926 an den Ulmer Fabrikanten Max R. Wieland übergab. Verschwindend wenige Dokumente sind aus dieser Zeit erhalten geblieben, da das Archiv des Clubs mitsamt dem Clubhaus in einer Bombennacht 1944 abgebrannt ist. Wieland führte – soviel ist überliefert – den Club mit Herz und Verstand. Er war ebenso leidenschaftlicher wie erfolgreicher Segler und als Unternehmer hatte er auch das wirtschaftliche Wohl seines geliebten Clubs im Auge.

WYC_Wieland-auf-Bettina

Der Ulmer Unternehmer Max R. Wieland (rechts im weißen Pullover) war von 1926 bis 1935 Präsident des Königl. Württembergischen Yacht-Clubs. Erfolgreich segelte mit seinen Yachten „Seewiesel“ und „Bettina“, die hier auf dem Bild zu sehen ist.

 

1934 wurde Wieland schwer krank. Die Mitgliederversammlung verlegte man sogar an seinen Wohnort Ulm. In Deutschland wehte zu dieser Zeit schon ein anderer Wind, der den freiheitsliebenden Seglern nicht wirklich schmeckte. Der Club musste seine Satzung zum ersten Mal in dieser Zeit ändern. Wieland wurde zum „Vereinsführer“, formal waren die anderen Vorstandsmitglieder nun zu ernennen – was aber an der personellen Besetzung nicht wirklich etwas änderte. Wieland starb 1935, sein Nachfolger wurde Wilhelm Krose aus Langenargen.

Schweren Herzens musste der Königlich Württembergische Yacht-Club im September 1935 seine Clubflagge streichen. Denn mit großem Aufwand bis hinauf zum Reichskanzler und mit Zustimmung des Kaisers hatte der KWYC unter Regie von König Wilhelm die schwarz-weiß-rote Nationalflagge mit dem königlichen Wappen versehen, dem Schild mit den drei Hirschgeweihstangen und der Königskrone darüber. Voller Stolz führten die Mitglieder diese exklusive Flagge seit 1913 auf ihren Booten. Entsprechend schmerzvoll war ihr erzwungener Abschied.

Der KWYC sollte in der Zeit des Dritten Reiches noch einige Veränderungen erfahren.

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Der sportliche Wettkampf blühte in den 20er Jahren: auf dem See trafen sich häufig die Konstanzer „Föhn“ (O5) und die „Hadumoth II“ (P128) von Otto Magirus aus dem Königlich Württembergischen Yacht-Club.

 

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