Historie

Die Geschichte des Württembergischen Yacht-Clubs

Der heutige WYC wurde ursprünglich als Königlich Württembergischer Yacht-Club im Januar 1911 in das Vereinsregister des damaligen Bezirksamtes Tettnang eingetragen.

Die Gründung des Clubs, angeregt durch König Wilhelm II., entsprang der damals wie ein Feuer um sich greifenden Begeisterung und Opferbereitschaft für den Aufbau einer deutschen Flotte, die bis tief ins Binnenland reichte. Nach sorgfältigen Vorbereitungen folgten die Württemberger im Jahre 1911 dem Beispiel der Bayern, Österreicher und Badener mit der Gründung eines eigenen Yacht-Clubs.

Voraussetzung für jede segelsportliche Betätigung unter den speziellen Bodensee-Verhältnissen war damals natürlich die Schaffung eines geeigneten Yachthafens. Noch im Gründungsjahr wurde mit dem Bau dieser Anlage und der Erstellung eines kleinen Clubhauses begonnen.

König von Württemberg
König von Württemberg
König von Württemberg

König von Württemberg bei der Einweihung des Yachthafens am 9. Juni 1912

Flagge Württemberg

Im Juli 1913 wurde durch Kabinettsorder des Königs das Wappen des Hauses Württemberg mit der Kaiserkrone in der schwarzweißroten Clubflagge verliehen.

Die Auflistung des Vorstandes las sich damals wie folgt:

  • Commodore: Seine Majestät König Wilhelm II. von Württemberg
  • Vize-Commodore: Seine Durchlaucht Fürst Max Egon zu Fürstenberg
  • Ehren-Commodore: Seine Königliche Hoheit Herzog Albrecht von Württemberg
  • Ehrenpräsident: Seine Exzellenz Dr. Dr.-Ing. Graf Ferdinand von Zeppelin
  • Ehrenmitglieder: Seine Königliche Hoheit Großherzog Friedrich August von Oldenburg, Seine Königliche Hoheit Herzog Karl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha
  • Vorsitzender: Seine Exzellenz Freiherr Carl von Gemmingen-Gutenberg
  • 1. Stellvertreter: Seine Exzellenz Graf Schenk von Staufenberg
  • 2. Stellvertreter: Belgischer und Königlich-Schwedischer Konsul Theodor G. Wanner, Fabrikant
  • Kassenführer: K.u.K. Österreichischer und Ungarischer Konsul Alfred Federer, Bankier
  • Stellvertretender Kassenprüfer: Königlich Rumänischer Generalkonsul Max Dörtembach, Bankier
  • Geschäftsführer: Kapitänleutnant a.D. Adamczyk
  • Stellvertretender Geschäftsführer: Fregattenkapitän a.D. Rollmann

    Wahrlich stolze Zeiten !
Chefs des Hauses Württemberg

Im übrigen waren und sind die Chefs des Hauses Württemberg dem WYC bis in die heutigen Tage engstens verbunden, denn sie stellen jeweils den Ehrenkommodore.

Von 1911 an waren dies: König Wilhelm II. und Herzog Albrecht, Herzog Philipp und bis in diese Tage Seine Königliche Hoheit Carl Herzog von Württemberg.

Die enge Verbindung des Yacht-Clubs mit dem Schicksal des Landes lässt sich an den drei verschiedenen Standern dieser vergangenen Jahre ablesen:

Den ersten Stander, von der Gründung bis 1935, schmückte eine Königskrone; dieses Zeichen konnte sich über die Zeit der Weimarer Republik behaupten und musste erst im "Dritten Reich", infolge der damaligen Unduldsamkeit, weichen.

1935 wurden im Rahmen von Bestrebungen, den Segelsport einem breiteren Publikum zu ermöglichen, drei bedeutende Segelclubs zum "Yacht-Club von Deutschland" zusammengefasst. WYC, Kieler Yacht-Club und der Königlich Bayerische Yacht-Club wurden zwecks Vorbildfunktion unter zentralen Direktiven vereinigt. Im Verlauf damaliger Gleichschaltung wurde auch die einheitliche Flaggenführung auf allen deutschen Schiffen und Booten angeordnet. Es war das Hakenkreuz in einem unklaren Anker, Symbol einer tragischen Zwischenzeit. Nach dem Krieg zeigte der WYC dann wieder seinen traditionellen Stander mit dem Württembergischen Wappenschild, das föderative Zeichen der Gegenwart.

Schon im zweiten Jahr seines Bestehens hatte der Club über 200 Mitglieder und 36 Boote, davon 26 Segelyachten, neun Motorboote und eine Dampfyacht. Der junge Club veranstaltete im Jahre 1912 bereits vier interne Clubregatten und beteiligte sich an der damals bereits zum fünften Mal ausgeschriebenen Bodenseewoche mit zwölf Yachten. Hunderte von Regatten bis in die heutige Zeit sollten folgen!

Doch 1914 platzte mitten in die Bodenseewoche der Ausbruch des ersten Weltkrieges und damit war zumindest mit den seglerischen Aktivitäten erst einmal Schluss. Im August 1919 konnte wieder die erste Regatta in der Friedrichshafener Bucht ausgetragen werden.

1920 zählte der Club immerhin 358 Mitglieder, und nach großen Schwierigkeiten - viele Bleikiele und Segel der Boote waren für Kriegszwecke beschlagnahmt worden, das Clubvermögen war erschöpft - wurde die erste Bodenseewoche nach dem Krieg im August unter Mitwirkung der Segler vom österreichischen und schweizerischen Ufer, von den bayerischen Seen, vom Züricher und Zeuthener See in der Friedrichshafener Bucht vom KWYC durchgeführt.

38 Yachten und Jollen nahmen daran teil, und damit war die Weiterführung dieser großartigen Traditionsregatta gesichert. 1925 konnte wieder eine Bodenseewoche vor Friedrichshafen ausgesegelt werden.

Der Abend des 28. April 1944 brachte dann Tod und Unheil über Friedrichshafen. Ein alliiertes Bombengeschwader legte fast 80 Prozent der Stadt in Schutt und Asche. Dabei wurde das Clubhaus zerstört, der Hafen stark beschädigt, die Winterlagerhalle in Seemoos - mit weit über 100 Booten - ein Haufen Asche, die Slipanlage teilweise zerstört, später demontiert und verschleppt, und unser Yachthafen beschlagnahmt! Man stand im wahrsten Wortsinn - auch in finanzieller Hinsicht - nur noch vor Schrott und Trümmern.

Erst 1949 konnte unter schwierigsten Bedingungen und vielen persönlichen Opfern der Mitglieder ein bescheidener Neuanfang des WYC in die Wege geleitet werden. Erster Höhepunkt war dann 1951 für den Württembergischen Yacht-Club die Durchführung der ersten Bodenseewoche nach dem 2. Weltkrieg vor Friedrichshafen - ein großer Vertrauensbeweis für den wiederauferstandenen WYC.

Seitdem konnte sich der Württembergische Yacht-Club kontinuierlich weiterentwickeln, aber auch in dieser Zeit blieben Höhen und Tiefen nicht aus.

1955 wurde der Grundstein für ein neues Clubhaus gelegt. Der Hafen war zwischenzeitlich repariert und ein Jahr später konnte der WYC den Europa-Cup der 30m²-Schärenkreuzer erfolgreich durchführen.

Nach schwierigen Verhandlungen mit den Behörden konnte eine nach Osten gerichtete Yachthafenerweiterung um 6000 qm durchgeführt werden, und zur Bodenseewoche rauschten über 180 Yachten und Jollen in den neuen Hafen.

Das 50. Gründungsjubiläum konnte der Club 1961 begehen. Manche Stürme und Flauten, Havarien, aber auch stolze Erfolge konnte das Logbuch des WYC in den vielen Jahren verzeichnen. Das war aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen.

Nach 133 Jahren präsentierte sich 1963 der Bodensee erstmals wieder in einer völlig neuen Form: der gesamte See war zugefroren - eine Seegfrörne. Ein grandioses Schauspiel, für den WYC aber auch Anlass zur Sorge ! Wie würde sich der enorme Eisdruck auf die teuren Hafenanlagen auswirken ? Aber durch prompte und anstrengende Arbeit mit Motorsägen konnten alle Dalben und Stege freigesägt werden und die Gefahr war gebannt.

1972 wurde im WYC das erste Mal über eine Hafenerweiterung bzw. Verlegung nachgedacht. Ständige Versandung der Hafeneinfahrtsrinne in der Friedrichshafener Bucht und die Gefahr von entstehenden Schäden durch Föhneinwirkung ließen diesen Wunsch nach einer Alternative wach werden. Neuer geplanter Standort: Seemoos!

Nicht erfüllbare Auflagen, Einwendungen von Anrainern und dergleichen mehr machten dem Traum nach vielen Mühen und Opfern ein Ende ! Nicht zuletzt die ungünstige, exponierte Lage auf dem Seemooser Horn ließ Experten von dieser Lösung abraten.

1976 brachte dem WYC und der gesamten Clubgeschichte einen glanzvollen Höhepunkt durch den Olympiasieg der Brüder Jörg und Eckart Diesch im Flying Dutchman vor Kingston in Canada, wodurch zum vierten Mal seit 1900 wieder deutsche Segler olympisches Gold errangen.

Im Jahre 1978 ersegelten Albert und Rudolf Batzill die Weltmeisterschaft im Flying Dutchman vor Hayling/Island.

Im November 1977 beschloss die Mitgliederversammlung des WYC die Erweiterung des Yachthafens praktisch zum zweiten Mal. Nach unendlich scheinenden Schwierigkeiten und Problemen gelang es den Verantwortlichen am 22. November 1991 - fast 20 Jahre nach den ersten Gedanken zu diesem Thema - die endgültige Baugenehmigung für das neue Hafenprojekt zu erhalten. Die Freude der Clubmitglieder war unbeschreiblich ! Nach nur sechs Monaten Bauzeit konnte am 21. Mai 1992 - rechtzeitig vor der Pokal-Regatta I - der neue Hafen mit einem großen Fest, im Beisein von Friedrich Herzog von Württemberg, seiner Bestimmung übergeben werden.

Drei Jahre später, am 9. September 1995, erfolgte die Einweihung des in der Zwischenzeit zu klein gewordenen, nun wesentlich vergrößerten und modernisierten Clubhauses an der Uferstraße. Dort finden - wie auch früher schon - die Eröffnungen und Siegerehrungen der Regatten von Kielschiffen statt.

Die stolze und außergewöhnliche Geschichte unseres Vereins ist für Vorstand und Mitglieder eine Verpflichtung, das uns anvertraute historische ideelle und materielle Gut getreulich weiter zu pflegen.

E-Mail: wyc@wyc-fn.de · Clubbüro Seemoos +49 (0)7541 / 40288-0