Eine Artikelserie zur Geschichte des WYC von Volker Göbner
Erschienen in der Schwäbischen Zeitung (am 15.01.2011)

Teil 3 : 1936 bis 1945
Aus dem KWYC wird der Yacht-Club von Deutschland, Zweigabteilung Bodensee

Statt der alten Clubflagge – schwarz-weiß-rot mit dem Königswappen – musste der Königlich Württembergische Yacht-Club (KWYC) ab 1936 eine maritime Hakenkreuzflagge gesetzt werden, von der die Nazis noch gar nicht wussten, wie sie wirklich aussehen sollte. In verschiedenen Varianten wurde das Hakenkreuz mit einem Anker kombiniert. Ein dezenter Symbolismus war aber im KWYC immer zu beobachten: Nicht nur vollmundige Dankesworte an den seit Anfang der 20er Jahre amtierenden Kommodore Albrecht Herzog von Württemberg (die neue Einheitssatzung sah eigentlich gar keinen Kommodore mehr vor – und dieser war auch noch in Opposition zu den Nazis) in der Chronik zum 25-jährigen Jubiläum anno 1936 zeugen von Traditionsbewusstsein. Auf dem Titel dieser Chronik prangte auch der alte Stander des Clubs, ein schwarz-roter Wimpel (die Landesfarben Württembergs) mit der Königskrone, über (!) der Hakenkreuzflagge.

In diese Zeit fiel auch eine weitere Änderung. Wir erinnern uns: 1934 war Präsident Max Wieland schon schwer krank. Sein Vize, Dr. Eberhard Lempertz, hatte sich zurückgezogen und ein Geschäftsführer war in diesen Jahren auch nicht fest angestellt. Von außen sah der Verein führungslos aus – ein Zustand, der vor allem in Berlin missfiel.

Aus der Hauptstadt sei daher ein Kapitänleutnant a. D., Otto Schaumann, als Geschäftsführer geschickt worden, um den größten Segelverein im Südwesten des Deutschen Reichs zu lenken. In Berlin war man auch der Ansicht, Deutschland brauche einen wirklich national repräsentativen Yacht-Club, wie ihn viele andere Nationen auch hatten. Es gab zwar den Kaiserlichen Yacht-Club in Kiel, doch dessen alt-monarchistische Orientierung war den Nazis ein Dorn im Auge. So wurde der alte Club in Kiel kurzerhand aufgelöst und als linientreuer „Yacht-Club von Deutschland“ (YCvD) neu gegründet. Andere große Clubs traten dem YCvD bei. So Anfang 1937 auch der KWYC unter Aufgabe seines alten Namens als „Zweigabteilung Bodensee“), der aber sonst seine Selbstständigkeit behielt. Am Bodensee, mit Blick auf die Schweiz und intensivem sportlichen Austausch mit den Eidgenossen, fügte man sich zwar formal den Anforderungen aus Berlin, doch nach heutigen Erkenntnissen blieb man den Traditionen des Sports treuer als dass man sich nach dem politischen Wind richtete.

Viel Zeit blieb ja auch nicht mehr für politische Neu-Orientierungen. Zumal die Parteigrößen kaum eine Ahnung vom Segelsport, geschweige denn von den lokalen Besonderheiten hatten. So ordnete die Parteiführung zwar einen national einheitlichen Termin für das „Ansegeln“ an, doch dass im April der Bodensee kaum genug Wasser hatte, um die Schiffe ins Wasser zu bringen, interessierte die Parteigenossen wenig.

Viele der jungen Segler waren damals in der Marine-Hitlerjugend (MHJ). Maritimes Handwerkszeug – Leinen werfen, Knoten stecken, mit Flaggen buchstabieren und natürlich das Segeln – stand dort statt Exerzieren im Vordergrund. Einen besonderen Spaß machten sich die Jungs vom Yacht-Club beim Kutterpullen. Denn einige brachten es schnell zur Ausbildungsberechtigung für den Kutter. Wenn einer der Ausbilder an Bord ging, salutierte die 14-köpfige Besatzung. Kam dagegen ein politischer „Führer“, passierte nichts. „Diese Situation genossen wir weidlich!“, erinnert sich heute noch der Häfler Haymo Hopfenzitz (90), eines der ältesten WYC-Mitglieder.

Der braune Spuk mündete bald darauf im zweiten Weltkrieg – und das Segeln geriet in den Hintergrund. Nur ein paar Jugendliche wehrten sich dagegen, unter der Flagge der MHJ zu segeln. Erfolgreich, wie Vorstandsmitglied Christian Meeh andeutet, der das Buchprojekt über die Geschichte des Württembergischen Yacht-Clubs leitet. Doch mehr wollte Meeh aus dem Buch noch nicht verraten, das im Frühjahr erscheinen soll.

Ein bitteres Ende nahm der Krieg auch für den Yacht-Club: Im Bombenhagel von 1944 brannten die Winterlagerhalle in Seemoos mit über 100 Schiffen vollständig ab, auch das Clubhaus an der Uferstraße wurde ein Raub der Flammen und selbst der Hafen wurde schwer getroffen. Bei Kriegsende stand der Yacht-Club vor dem Nichts.

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Die Clubyacht „Strahl“ stand der Jugend des Yacht-Clubs in den 30er Jahren zur Verfügung

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Kuttersegeln im Rahmen der Marine-Hitlerjugend

 

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Schärenkreuzer R 49 mit NS-Flagge am Heck

 

 

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