Segelbundesliga: Vizemeisterfeier des WYC
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Volles Haus hatte der WYC am vergangenen Freitag (29. November), als er zur Feier der Vizemeisterschaft in der Bundesliga geladen hatte. Die gesamte aktive Mannschaft – bis auf den in den USA weilenden Matthias Rebholz – war versammelt, um rund 100 Mitgliedern und Gästen über die fünf Events in der Premieren-Saison zu berichten.
„Letzter werden wollen wir nicht“, war anfangs die Devise von WYC-Präsident Dr. Eckart Diesch. Als Team-Captain Klaus Diesch diese Schlagzeile in der Zeitung am ersten Wettkampftag gelesen hatte, war der Druck etwas herausgenommen gewesen. Prompt segelte das Team mit Steuerfrau Steffi Rothweiler in Tutzing auf Rang drei.
Ein paar Wochen später war es dann Rang vier – nur einen Zähler hinter einem völlig punktgleichen Trio auf dem Treppchen in Travemünde. Max Rieger steuerte auf der Ostsee. Auf dem Weg dorthin hatten sie ein kleines Problem mit dem „schnellen Mercedes“: Kurz vor dem Ziel war nächtens der Sprit alle – doch auch das wurde pfiffig gelöst. Den Reservekanister indes (wie auch sonstige nicht geplante Nebenkosten wegen blitzartig nachgewiesener Regelverletzungen nach StVO) mussten die jeweiligen Fahrer selber zahlen.
Beim dritten Event in Hamburg wurde im Matchrace gesegelt. Da eine der J70-Yachten ausgefallen war, mussten das WYC-Team einige Rennen auf einem Laser-Bahia segeln – „eher eine Plastikschüssel, die uns nicht so lag“, so Frederik Schaal. Platz sechs war das Ergebnis schließlich in Hamburg.
Heimsieg in FN
„Man muss den Kopf aus dem Boot halten und schauen, wo kommt der Wind, was machen die anderen“, so das Patentrezept von Max Rieger. Beim Heim-Event Ende September auf dem Bodensee ging es auf. Am Ende strahlten WYC-Präsi Ekke Diesch und das WYC-Liga-Team um die Wette: Letztere hatten gewonnen – und da sich zumindest an zwei Tagen der Bodensee von seiner besten Seite gezeigt hatte, konnte Wettfahrtleiter Diesch auch das volle Programm segeln lassen.
Damit war der WYC auf Rang zwei in der Tabelle und wurde mit großen Erwartungen zum Finale im November nach Berlin geschickt. Dort steuerte wieder Steffi Rothweiler. Das Team segelte nicht gerade auf der Siegerstraße. „Am Schluss wird zusammengezählt“, ließ sich Felix Diesch – nach eigenen Worten der „beste Gennaker-Einpacker“ – nicht nervös machen. „Felix ist im Team sehr harmonisierend“, charakterisierte Steffi die „soft skills“ ihres Cousins.
Spannung beim Finale in Berlin
Für Ekke Diesch wurde in Berlin die Spannung indes unerträglich – er wich auf eine Übersprunghandlung aus: „Ich bin mit meiner Frau zum Sightseeing in die Stadt, ich konnte da nicht mehr zugucken“, berichtete er. Am letzten Tag segelte die WYC-Crew einen ersten und einen zweiten Platz, schon war wieder alles offen. Die anderen zeigten auch Nerven – und vor allem punkteten einige Vereine, die das Liga-Spektakel am Anfang nicht ganz so ernst genommen hatten. Die Crew indes hatte sich als Ziel genommen, den zweiten Platz zu halten – auch wenn rein rechnerisch alles möglich gewesen wäre. „Ein gutes Pferd springt so hoch, wie es muss – und so haben wir den zweiten Platz heimgetragen“, sagte Team-Captain Klaus Diesch unter dem Beifall der Mitglieder. Letztlich reichte ein achter Platz in Berlin, um den Vizemeister hinter dem NRV aus Hamburg fix zu machen.
Locker bis verbissen
Beim ersten Event waren alle ganz locker angetreten, es war einfach nur sauwitzig. Beim letzten Event war dann doch eine gewisse Verbissenheit allerseits zu spüren“, verglich Steffi die erste und die letzte Regatta von Tutzing und Berlin. „Die Clubs haben einen richtigen Ehrgeiz entwickelt – und einige haben schon richtig trainiert unterm Jahr und sind sogar an den Gardasee gefahren. Das hat sich auch in Berlin gezeigt, ob du einen Sonnenschuss fährst oder nicht!“ Für nächstes Jahr müsse man da schon Konsequenzen ziehen. „Ich glaub’, das bleibt keine reine Spaß-Veranstaltung“, betonte die zweifache Olympiaseglerin.
Sponsoren mit emotionaler Bindung
„Die Qualität hat deutlich angezogen“, resümierte auch Klaus Diesch. „Mein alter Spruch ‚wer übt, kann nichts’ gilt hier definitiv nicht mehr“, war er vom gestiegenen Niveau beeindruckt. Nächstes Jahr werde man wohl doch mehr trainieren müssen. Insbesondere dankte er den Team-Sponsoren des WYC, Mercedes-Benz und Interboot. „Das war schon toll!“ Mercedes hatte das Teamfahrzeug gestellt, mit Oswald Freivogel stand auch ein Fan der ersten Stunde dahinter. „Das ist schon ein Erlebnis, mit diesen Autos zu fahren. Wir kommen völlig erholt an. Herzlichen Dank!“ Auch bei Dirk Kreidenweiß von der Interboot bedankte sich Klaus Diesch, dass dieser sowohl als Zuschauer bei den Events im Süden dabei war wie auch sonst eine emotionale Bindung zum Team aufgebaut hatte. „Mit diesen beiden Sponsoren im Rücken können wir getrost in die neue Saison schauen“, so der Team-Captain.
Ein Verband wird gegründet und nächstes Jahr geht es weiter
„Die Bundesliga hat eine sehr gute Testsaison hinter sich“, blickte Ekke Diesch, Mitglied des steering committees der Liga, zurück. Im Moment gehe es darum, die Statuten für die Segelbundesliga festzuklopfen. „Da glühen im Moment die Drähte.“ Ein Liga-Verband werde gegründet und ein Hauptsponsor sei in Sicht. „sicher ist, dass es nächstes Jahr weiter geht. Es wird sechs Events geben und auch eine zweite Liga mit drei Veranstaltungen.“
Die letzten fünf der Bundesliga segeln in einer Relegation im April 2014 mit weiteren Bewerbern. Die dort fünf bestplatzierten dürfen in der ersten Liga segeln, die Vereine auf den Plätzen 6 bis 23 in der künftigen zweiten Liga. Ein Event der ersten Liga werde am zweiten Wochenende der Interboot Ende September stattfinden. Und es werde weiter auf den Booten vom Typ J70 gesegelt. „Auch der WYC hat beschlossen, so ein Schiff zu kaufen“, sagte Diesch – und erntete damit Beifall. „Wenn jemand Lust hat, als Sponsor für das Schiff einzusteigen, wir sind für alle Hinweise offen“, nutzte der Präsident die Zustimmung gleich zu diesem Aufruf.
Glückwünsche von allen Seiten
Zu den offiziellen Gratulanten zählten auch Markus Sagmeister, Präsident des Bodensee-Segler-Verbands. Der Bregenzer betonte, dass vom Bodensee „schon vor Urzeiten allerbeste Segler hervorgegangen sind“. Er bedankte sich bei den Seglern für deren Einsatz für den Bodensee. „Herzlichen Glückwunsch an den Württembergischen Yacht-Club. Ihr seid die Basis, ihr seid das Fundament. Man sieht, der Verein lebt in sich und nur aus einem lebendigen, aktiven und gut geführten Verein kommen schlussendlich solche Erfolge heraus.“
Auch Oliver Haller, Vorsitzender des WV Fischbach, war zur Feier gekommen. „Ich fand das super cool mit der Bundesliga. Was ihr da auf die Beine gestellt habt – super, Gratulation!“ Die beiden benachbarten Vereine tauschen sich aus, arbeiten mit gemeinsamen Trainern. „Wir schicken unsere guten zu euch rüber, wir sind ein kleiner Verein und wollen unsere Segler optimal unterstützen“, bekannte er sich zur Arbeitsteilung. „Das Seglerische ist im Vordergrund, nicht der Verein, auch wenn der wichtig ist.“ Mit „Thosi“ (Thomas Stemmer) und Klaus Diesch segelte Haller schon früher gemeinsam. „Das hat mich an alte Zeiten erinnert“, freute er sich über deren Erfolg und überreichte eine extra große Flasche Wein für die Mannschaft.
Wurzeln im 20. Jahrhundert
Der relativ kurzfristig angesetzte Empfang kollidierte mit örtlichen wie bundesweiten Terminen (Seglertag in Warnemünde, 175. Geburtstag von S.E. Graf Ferdinand von Zeppelin). „Das ist einer von uns! Graf Zeppelin war Gründungs- und Ehrenmitglied des Königlich Württembergischen Yacht-Clubs“, verwies Ekke Diesch auf die Wurzeln des Vereins und seine frühe Verknüpfung mit der Stadtgeschichte.
Mit Bezug auf den die Stadt prägenden Grafen und die Feier im Nachbargebäude des Clubs musste auch der Häfler Bürgermeister Peter Hauswald absagen. Er bat aber, der Mannschaft Anerkennung und Glückwunsch zu diesem Erfolg zu überbringen. „Das ist ein Erfolg, der nicht nur den Sportlern sehr gut tut, sondern auch Ihrem Verein“, hatte Hauswald dem WYC-Präsidenten geschrieben.
V. Göbner
Hinten vlnr: Moritz Rieger, Felix Diesch, Thomas Stemmer, Frederik Schaal, Dennis Mehlig, Hendrik Schaal, Niklaus Diesch, Ekke Diesch vorne: Stefi Rothweiler, Max Rieger
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Bericht in der Schwäbischen Zeitung vom 2.12.2013
Bericht im Südkurier vom 4.12.2013