Salzwasserstammtisch des WYC: Weltumsegler Bobby Schenk legte in Seemoos an
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Der „Salzwasserstammtisch" ist seit vielen Jahren eine feste Einrichtung (initiiert von Uli Lancé) im Württembergischen Yacht-Club – nur unterbrochen durch den Neubau des Clubhauses in Seemoos im vergangenen Jahr. Mit dem bekannten deutschen Weltumsegler Bobby Schenk wurde die Serie nun im neuen Clubhaus wieder aufgenommen. WYC-Präsident Dr. Eckart Diesch war am 19. Januar 2016 sichtlich stolz, dass er einerseits den Grand Seigneur der Blauwassersegler im eigenen Club begrüßen konnte und andererseits über 130 Mitglieder gekommen waren, um Schenk anzuhören.
„Dein Clubhaus ist zu klein", reagierte Bobby Schenk, wie er die drei Clubräume in Seemoos erblickte, voll besetzt mit interessierten Mitgliedern. „Ein tolles Clubhaus", war der Münchner begeistert, nachdem er vor seinem Vortrag das neue Gebäude inspiziert hatte. Freundschaftliche Bande zwischen Bobby Schenk und der Familie Diesch gibt es schon seit Anfang der 1980er Jahre, als Jörg und Eckart Diesch ein paar Jahre nach der Goldmedaille im FD auf Weltumsegelung waren und sich die Dieschs mit den Schenks in Tahiti getroffen hatten. Seit vielen Jahren hält Schenk auch auf der Interboot ein Blauwasser-Seminar ab – und vergatterte Ekke Diesch, dort wenigstens die Begrüßung durchzuführen. Denn als Blauwasser-Referent wollte Ekke nicht auftreten. „Ich kann dir nur erklären, wie man schnell im Dreieck segelt", wiegelte er damals ab. Nach der Willkommensrede des WYC-Präsidenten war dieser immer öfter auch dort geblieben und hatte interessiert zugehört. Zur Seminarhalbzeit kommen Schenk und seine Referenten traditionell ins Clubhaus am Hafen – und da verpflichtete Diesch den Blauwasserpapst, auch einmal beim Salzwasserstammtisch in Seemoos zur referieren. „Ich komme gern zu dir", hatte Schenk versprochen, der sich vor Anfragen aus Clubs nicht retten kann und deshalb normalerweise solche individuellen Wünsche nicht erfüllt. Umso exklusiver war sein Vortrag in Seemoos, in dem er in kurzen, prägnanten Episoden sein Seglerleben Revue passieren ließ.
Begonnen hatte Bobby Schenk mit dem Segeln Anfang der 1960er Jahre, als er als Jura-Student im Kino in der Wochenschau einen Beitrag über eine FD-Regatta in Holland gesehen hatte. Diesen Sport wollten Schenk und seine Frau Carla auch ausüben – und kauften sich erst einmal bei der Mader-Werft einen Kielzugvogel, eine 5,8 Meter lange Kieljolle. Am bayerischen Waginger See lernten sie das Segeln, wie eine Wende und wie eine Halse geht. Schnell waren ihnen das Gewässer und das Boot zu klein, ein „Schiff mit Dach" sollte es werden. Mit einem 16er Jollenkreuzer ging es auch schon einmal bis an den Plattensee – das erste Boot dort aus dem Westen! Lange hatten die Zöllner die Auftriebskörper aus Styropor untersucht – ein ihnen unbekanntes Material.
Bald hatten die Schenks eine zehn Meter lange Yacht im Mittelmeer und erweiterten so ihren Aktions- und Sehnsuchts-Radius. „In Ibiza mit einer Flasche Rotwein auf der Hafenmole sitzen", war damals ihr Traumziel – das bald wieder vom nächsten, einer Weltumsegelung, abgelöst wurde. Schenk, inzwischen Assessor bei einem Münchner Gericht, quittierte den Staatsdienst, ohne nicht vorher mit einem Ministerialdirigenten über seinen Plan gesprochen zu haben. Drei Jahre später stellte ihn der wieder ein, als Staatsanwalt.
Die Erlebnisse in einem Hurrican brachten Schenk zur schreibenden Zunft. Seine Berichte und Bücher wurden von Seglern regelrecht verschlungen. Nebenher beschäftigte sich Schenk mit der Navigation auf See. Für den ersten programmierbaren Taschenrechner entwickelte er ein Programm, mit dem der Standort aus dem Messwert eines Sextanten einfach bestimmt werden konnte – ohne die bis dahin nötigen dicken Tabellenwerke. Bücher, Vorträge, die Einnahmen aus dem Navigationsprogramm – die Schenks waren eine der ersten Deutschen (und bis heute eine der wenigen), die vom Segeln leben konnten, neben der Juristerei.
Eine zweite Weltumsegelung folgte, auf einer 15 Meter langen Stahlyacht. In der Südsee kauften sich die Schenks ein Stück Land, wurden vorübergehend sesshaft. „60 Meter Strand, aber bis hinauf zum Berg, 30.000 Quadratmeter insgesamt", lachte Schenk. In Tahiti macht Bobby Schenk auch den Pilotenschein. Zahlende Gäste wurden spazieren gesegelt. Doch immer an Bar sitzen, mit anderen Weltumseglern palavern, tauchen und nichts tun, „wird irgendwann langweilig", so Schenk. Er schrieb also wieder einmal an das bayerische Justizministerium, das ihm wenige Monate später Dienstbeginn als Richter in München anbot. Bobby und Carla Schenk lichteten also ihren Schammhakel und segelten nonstop um Kap Hoorn nach Europa. „Königlich bayerischer Amtsrichter war mein Beruf", blickte Schenk auf diese Etappe zurück und erzeugte damit allgemeine Heiterkeit bei den Württembergern in Seemoos. „So sehr wurde da noch nirgends gelacht", registrierte dies Schenk.
Später folgte noch eine dritte Weltumsegelung, mit einem Katamaran. Dabei erlebten die Schenks auch den katastrophalen Tsunami in Malaysia. „Der Kauf einer Yacht ist eine Herzensangelegenheit", deutete Schenk an, dass es nicht die eine ideale Yacht für solche Vorhaben gebe.
Bobby Schenk hat wie kein Zweiter gelebte Abenteuerlust mit dem sicheren Beamtendasein verknüpfen können. Heute, im Alter von 76 Jahren und nach einem halben Jahrhundert Segelerfahrung auf allen Weltmeeren, empfahl er seinem aufmerksamen Publikum: „Nicht zu weit voraus planen, immer für eine Wendung offen sein!" Wie sie das nun persönlich umsetzen, können die Segler bis zum nächsten WYC-Salzwasserstammtisch am 16. Februar überlegen, wenn Walter Senzel über seine Törns rund ums Mittelmeer berichten wird.
Ekke Diesch bedankte sich nach dem einstündigen Vortrag bei Bobby Schenk mit einer Grundausstattung des WYC: Shirt und Weste mit dem WYC-Logo, das Jubiläumsbuch „100 Jahre WYC" und einen Karton herzoglich-württembergischen Wein gab er dem Bayern mit auf den Weg nach Hause. Schenk hatte sich sichtlich wohl gefühlt beim WYC in Seemoos, das an diesem Dienstagabend wieder vom Gastro-Team um Maria Diesch bewirtet wurde.