Silber bei der 470er-Europameisterschaft
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Simon Diesch und Anna Markfort holen in Sanremo den Vize-Europameister-Titel
Es war eine spannende Regattawoche bis zum Schluss. Erst Minuten nach dem Zieldurchgang beim abschließenden Medal-Race der besten zehn Teams war klar, dass Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club) und seine Berliner Vorschoterin Anna Markfort (VSaW) bei der Europameisterschaft der olympischen 470er-Jollen Silber geholt haben. 65 Teams aus 26 Nationen waren in Sanremo (Italien) am Start.
„Traumhaft, anspruchsvoll und anstrengend“ war die Europameisterschaft, resümierte Simon Diesch. Die Strategie, nie aufzugeben, sondern „immer nach einer Option zu suchen“, habe sich ausgezahlt. „Wir sind eine solide Serie gesegelt“, so Diesch. Bis auf den Ausreißer. Doch der ging diesmal nicht nach hinten los, sondern gipfelte in drei Laufsiegen in drei Wettfahrten zum Abschluss der Qualifikationsphase - alle an einem Tag. „Ein kleines Quäntchen Glück war auch dabei“, sagte Diesch bescheiden. Doch dieser Tag war der erste in der EM-Woche, wo durchgehend starker Wind blies. Und da sind Diesch/Markfort richtig schnell. „Bei über 14 Knoten Wind gehören wir zu den ersten zehn Prozent“, bestätigte der 28-jährige Steuermann. Damit hatten sie die Führung erobert und starteten als Spitzenreiter in die Gold-Flotte.
Zwei Tage blieben nur noch für die sechs Wettfahrten der Gold-Flotte. Ein wenig mussten Diesch/Markfort da Federn lassen, konnten aber nach einem weiteren Laufsieg als Zweitplatzierte in das doppelt zählende Medal Race der besten zehn Teams am Samstag einziehen. Waren es bei den vergangenen großen Regatten immer drei deutsche Teams im Medal Race, so vertraten Diesch/Markfort diesmal im Medaillenrennen mit Booten aus acht Nationen alleine die deutschen Farben. Zwei Plätze hätten sie auf die führenden Schweden, die Titelverteidiger Anton Dahlberg und Lovisa Karlsson, gut machen müssen. Doch die hefteten sich schon gleich beim Start ans Heck des deutschen Boots. An der Spitze des Feldes stritten sich die beiden französischen Teams, vor allem auf den letzten 100 Metern vor dem Ziel. Letztlich reichte es dann doch für die Schweden zum Sieg und zu Silber für Diesch/Markfort, die nun nur noch einen einzigen Punkt Rückstand hatten. Eine so knappe Entscheidung hatte es im 470er schon lange nicht mehr gegeben. Das württembergisch-berlinerische Duo freute sich dennoch über den Vize-Titel. „Wenn uns jemand Silber vor dieser Woche angeboten hätte, wir hätten es sofort genommen“, sagte Anna Markfort strahlend, obwohl sie von dem letzten Rennen und den fünf Tagen zuvor physisch wie mental völlig ausgepowert war.
„Das Starten müssen wir noch ein wenig üben“, blickte Diesch auf die Punkte, die er noch als verbesserungsfähig ansieht. Zehn Tage Segelpause haben die beiden, wenn man vom anstehenden medizinischen Check durch den Deutschen Segler-Verband in Kiel und Hamburg absieht. Im Juni geht es dann zum Training auf das Olympiarevier vor Marseille, ehe die Kieler Woche im Terminkalender steht. Im August geht es dann bei der Weltmeisterschaft in den Niederlanden um das Nationen-Ticket für Olympia.
„Absolut grandios! Wir sind stolz auf Simon und Anna“, ist WYC-Präsident Oswald Freivogel begeistert. Er hatte voriges Jahr das „Olympiateam WYC“ initiiert, um die Unterstützung des Vereins und von Partnern zu bündeln. Auch er hat das Nationenticket im Blick, an dem bei den Spielen von Tokyo alle deutschen Herren-Teams im 470er (bis 2021 segelten Damen und Herren getrennt, für 2024 sind nur Mixed-Teams vorgesehen) gescheitert waren. „Das richtige Zeichen im richtigen Moment der Vorbereitungen auf Marseille“, ist Freivogel zuversichtlich, dass es diesmal nicht wieder eine Zitterpartie um den deutschen Startplatz gibt. Simon Diesch sei zu Recht „Sportler des Jahres“ in Friedrichshafen geworden, erinnerte der WYC-Präsident.
Diesch/Markfort werden mit der Silbermedaille von Sanremo auch in der Weltrangliste, wo sie nach den beiden Top-Ten-Ergebnissen der bisherigen World-Cups in Mallorca und Hyères auf Platz fünf stehen, weiter nach oben klettern. Ein steiler Aufstieg für das Team, das sich erst vor zwölf Monaten gebildet hat.