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500 Seemeilen, zweihand, nonstop – die Baltic 500 Challenge findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Mit dabei, ein Team vom Bodensee.

Angeschossen wird die „Challenge“ am 13. Mai. Von der Startlinie vor Strande, in der Kieler Außenförde, nimmt das Regattafeld Kurs nach Norden durch den Öresund, durchs Kattegat bis beinahe an die Grenze des Skagerrak. Nachdem die Wendemarke gerundet ist, diese Funktion hat die dänische Insel Læsø, führt der Weg zurück durch den Großen Belt nach Strande. Wenn es der Wind allzu böse treibt, auch anders herum.

Die Regatta ist beliebt

Eine Spazierfahrt ist das nicht. In maximal fünf Tagen muss der Kurs durchfahren sein. Dabei dürften nicht nur die dicht befahrenen Meeresautobahnen erhöhte Aufmerksamkeit fordern, auch unberechenbare Wind- und Wetterverhältnisse sowie eine fiese steile Welle im Kattegat könnte selbst bei sportlich ambitionierten Crews, vor allem im Blindflug bei Nacht, für Überraschungen sorgen. Zu zweit hat man da schon bei Tag alle Hände voll zu tun.
Trotzdem scheint die Baltic 500 Challenge, die 2019 zum ersten Mal angeschossen wurde, eine beliebte Regatta zu sein. Bereits nach acht Tagen war die Meldeliste - 75 Yachten aus vier Startgruppen, Mini-Klasse, Dehler 30 od, Yardstick und ORC Club - bereits voll ausgebucht und eine Warteliste musste angelegt werden. „Man muss nicht einen Ozean überqueren, um die Komfortzone, die uns das 21. Jahrhundert bietet, zu verlassen“, verspricht der Organisator der Regatta. Eine Mischung aus Meerengen, offener See, lokalen Wetterphänomenen und schwer vorhersehbaren Strömungsverhältnissen fordere die taktischen und navigatorischen Fähigkeiten eines jeden Seglers aufs Maximum heraus.

Im vergangenen Jahr herrschten knallharte Bedingungen

Dominic Stahl vom Württembergischen Yacht-Club und Reto Meichle, Yachtclub Immenstaad, nehmen diese Herausforderung an. Als einziges Team vom Bodensee.
„Ja, wir stehen vor einer Herausforderung, glauben aber nicht, dass es Leichtsinn ist“, sagt Reto. Vergleichbare Erfahrungen haben die beiden bislang nicht. Als „jungfräulich“ beschreibt deshalb Dominic die Zweihandcrew, ausgestattet mit Chartererfahrung im Salzwasser und den nötigen Scheinen, und wünscht sich diesen Einstieg ins Offshore-Segeln einfach nur durchzustehen.
Immerhin, für maximale Sicherheit ist von Seiten des Veranstalters gesorgt. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass im Fall eines Person-über-Bord-Unfalls, das verbleibende Crewmitglied nicht in der Lage ist, gleichzeitig das Boot zu kontrollieren und die im Wasser treibende Person im Auge zu behalten. Deshalb gehört eine Funkbake zur Kennzeichnung der Seenotposition, ein „personal locator beacon“, kurz PLB genannt, zur vorgeschriebenen Standardausrüstung eines jeden Seglers. Alle Yachten sind zudem mit einem Tracker ausgestattet und die Seenotleitungen in Bremen und Aarhus sind angehalten, das Geschehen auf dem Kurs im Auge zu behalten. Beinahe ein Drittel der Teilnehmer erreichten im vergangenen Jahr die Ziellinie nicht. Knallharte Bedingungen sorgten für Risse im Kielkasten, gebrochene Ruder und andere Unannehmlichkeiten. Ein Rundumsorglospaket gibt es für die Teilnehmer nicht.

Die Vorbereitung nimmt viel Zeit in Anspruch

Die Idee, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, hatte Dominic im vergangenen Jahr. Zunächst spielten die beiden mit dem Gedanken, einen gebrauchten Minitransat-Racer zu kaufen. Doch die Ausrüstung dieser Boote erschien ihnen doch etwas zu spartanisch. Die Entscheidung fiel stattdessen auf die Dehler 30 one design, als Kompromiss zwischen Sport und Komfort. Zwölf Yachten dieser Klasse gehen in diesem Jahr an den Start.
Fündig wurden Reto und Dominic bei einem Vercharterer in Rostock. Er bietet die Yacht komplett mit Autopilot, Rettungsinsel und Sicherheitsausrüstung an. Die Crew muss sich nur noch um Dinge wie Kartenmaterial, die richtige Bekleidung, die vorgeschriebenen Schwimmwesten, Bordapotheke und Lebensmittel für die fünf Tage auf See kümmern. Das hält die beiden beschäftigt genug. „Das ist seit Januar unser ständiges Thema“, sagt Dominic. „Wir studieren auch das Wetter und analysieren die gefahrenen Kurse der letzten Jahre“.
Neben dem Schlafmanagement stellt die Verpflegung die größte Herausforderung dar. Zwischen Dosenbrot und Büchsenwurst soll Trockennahrung aus der Tüte, mit heißem Wasser aufgebrüht, für einen vollen Magen sorgen. Nüsschen gibt es für den kleinen Hunger zwischendurch.
„Wir wollen die fehlende Erfahrung keinesfalls mit Wahnsinn, sondern mit penibler Vorausplanung ausgleichen“, betont Reto. Dazu gehört natürlich auch, sich mit der Bedienung des Sportgeräts vertraut zu machen. Der Eigner einer Dehler 30 od am Bodensee stellt den beiden seine Yacht zum Trainieren zur Verfügung. Schließlich muss die Bedienung in Fleisch und Blut übergehen. Die Handhabung des Wasserballasts, die Position der Beschläge, Fallen und Schoten muss blind selbstverständlich sein. Die Nacht auf offener See lässt einem einsamen Seemann keine Gelegenheit zum Suchen. Deshalb ist auch ein Nachtschlag angesagt.
Der Überführungstörn von Rostock nach Strande stellt dann das aufbauende Salzwassertraining dar. Ein paar Tage, um sich bis zum Startschuss noch Seebeine wachsen zu lassen. Dominic sagt: „Vielleicht packt uns ja das Virus und das Offshore-Segeln wird unsere Leidenschaft“.

Unter www.facebook.com/OffshoreSailingTeamBodensee kann man Dominic Stahl und Reto Meichle auf ihrem Abenteuer begleiten.

Baltic 500 Team

Quelle: IBN / Anette Bengelsdorf

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